Als Schiedsrichter auf Ballhöhe bleiben

15.10.2017

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Der Fußballkreis Ahaus/Coesfeld richtet ab dem 14. Februar 2018 wieder einen Schiedsrichter-Anwärter-Lehrgang aus: Die insgesamt vier Lehrveranstaltungen finden im Vereinsheim von RW Nienborg statt - Interessierte müssen mindestens 14 Jahre alt sein.
  

Für den SuS Legden pfeift Jannik Kleideiter - in einem Interview stellt er sich und sein Amt vor.
  

   Wie lange bist Du schon Schiedsrichter?
Ich bin Schiedsrichter seit Mai 2015, also seit knapp 2,5 Jahren.


   Wie bist du dazu gekommen?
Ich fand es schon länger interessant, mal den Fußball von einer anderen Seite zu betrachten und da dachte ich, das Pfeifen wäre doch etwas für mich.


   Gibt es für Dich so was wie ein Schiedsrichter-Vorbild?
Knut Kircher habe ich für seine Art zu pfeifen sehr bewundert, da er viele Situationen mit viel Ruhe gelöst und sich damit viel Respekt bei den Spielern verdient hat. Heutzutage schaue ich mir aber gerne verschiedene Schiedsrichter an, egal in welcher Liga diese aktiv sind, da man sich von vielen noch etwas abgucken kann.


   Welche Spiele und in welchen Ligen pfeifst Du?
Ich bin in dieser Saison in die Herren- Kreisliga A aufgestiegen und darf als Assistent bis hoch zur Westfalenliga dabei sein.


   Was sind Deine Ziele als Schiedsrichter?
Als ich angefangen habe, war mein Ziel, einmal ein offizielles Spiel mit Assistenten zu leiten. Da dies jetzt schon zweimal der Fall war (D-Jugend Relegation 2016 und D-Mädchen Pokalfinale 2017), ist es nun mein Ziel, so hoch zu kommen wie möglich, wobei es schön wäre, noch öfter mit Assistenten pfeifen zu dürfen.


   Bist Du auch noch aktiver Sportler beim SuS?
Ja, aktuell spiele ich noch als Torwart in der A-Jugend. Dies ist aber wohl meine letzte Saison als Fußballer, weil ich mich dann nur noch aufs Pfeifen konzentrieren will.


   Wie viele Schiedsrichter gibt es beim SuS?
Insgesamt 4 - neben mir sind das Malte und Kai Vögeding sowie Björn Becker.


   Sind das genug?
Leider nein. Wir brauchen in dieser Saison insgesamt sechs Schiedsrichter, um unser Soll zu erfüllen. Aktuell muss der SuS deshalb noch Strafen bezahlen.


   Gibt es beim SuS Hilfestellungen für dessen Schiedsrichter?
Sämtliche Kosten (Ausbildungskosten, Ausrüstung, etc) übernimmt der Verein.


   Leisten die SuS-oder Kreis-Schiedsrichter Hilfestellungen für neue Kollegen?
Aktuell ist es so, dass die neuen Schiedsrichter in den ersten drei Spielen einen erfahreneren Kollegen als Paten zugeteilt bekommen, der dann begleitend zur Seite steht. Ich hoffe, dass wir vom SuS besonders die unter 18jährigen Schiedsrichter in Zukunft z.B. als Fahrer unterstützen können. Wenn man selber alleine noch nicht fahren darf, ist es besonders für die Eltern ein zusätzlicher Zeitaufwand. Daher möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mich zu sehr vielen Spielen gebracht haben.


   Was sollten interessierte Kandidaten sonst noch wissen?
Das Schöne am Pfeifen ist, dass man den Fußball von einer ganz anderen Seite kennenlernt. Man lernt Entscheidungen zu treffen und sich zu behaupten, auch wenn mal Kritik fällt. Dies formt die Persönlichkeit und hilft in der Zukunft, z.B. beim Umgang mit Menschen. Weiter verdient man sich immer eine Kleinigkeit dazu, meist zwischen 11 bis 22 € (+Fahrtkosten: 0,30 pro km). Der Eintritt für jedes Bundesligaspiel ist mit dem Schiedsrichterausweis frei. Man lernt außerdem viele neue Leute kennen und man integriert sich in eine tolle Schiedsrichtergemeinschaft, zudem verbessert man seine Fitness. 15 Spiele zu pfeifen sind in einer Saison Pflicht, aber mehr geht immer gerne.
Ich bereue es nicht, dass ich Schiedsrichter geworden bin.

 


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Jannik Kleideiter (3. v.l.) beschreibt in einer großen Reportage seine Tätigkeit als Fußball-Schiedsrichter: seine Vorbereitungen auf ein Spiel, seine Gedanken und seine Möglichkeiten.

 

Ein Spieltag aus Sicht eines Schiedsrichters

 

1-2 Wochen zuvor:

  • Per Mail erhalte ich eine Ansetzung, in der steht, welches Spiel ich zu leiten habe und wann bzw. wo dieses stattfindet

  • Anschließend informiere ich mich über die Mannschaften (Tabellenstand?, Derby?, ggf. Hinspiel, aktuelle Form), damit ich mich schon vorher auf die mögliche Brisanz des Spieles einstellen kann.

Am Spieltag:

  • Ich sorge dafür, dass ich fit und ausgeschlafen in den Tag starte, um auch möglichst wach auf dem Platz zu sein.

  • Ungefähr 2Std vor Anpfiff packe ich meine Tasche. (zur Ausrüstung gehört: Trikot in allen Farben, Hosen, Stutzen, Schuhe, Pfeife, Uhr, gelbe/rote Karte, Notizkarte, Stift, Wählmarke)

  • Ich versuche dann möglichst eine Stunde vor Anpfiff den Platz zu erreichen.

 

Ankunft am Platz

  • Am Platz angekommen, suche ich zuerst beide Trainer auf und halte ein bisschen Smalltalk. Dabei erkundige ich mich u.a. über die Trikotfarben, auf welchem Platz gespielt wird, die Erwartungen für das Spiel, der Saisonverlauf aus deren Sicht, etc. Auf der anderen Seite frage ich nach der SR-Kabine, dem Computer für den Spielbericht, sage an der Stelle auch, dass ich die Spielerpässe schon gerne vorher hätte, und dass wir uns 10min vor Anpfiff in der Kabine zur Passkontrolle treffen.

  • Anschließend kontrolliere ich den Platz, das heißt, ich schaue mir die Tornetze an, ob diese möglicherweise zu große Löcher haben, dann, ob Eckfahnen schon stehen und ich achte auf Dinge, die möglicherweise die Spieler gefährden könnten (große Löcher im Boden etc.).

  • Dann ziehe ich mich um und begebe mich zum Warmlaufen.

  • Nach dem Laufen drucke ich den Spielbericht aus und vergleiche die Namen die dort stehen, mit den Spielerpässen. Dabei achte ich auch auf die Gültigkeit der Pässe.

  • Danach findet die Passkontrolle in der Kabine statt. Bei der Passkontrolle vergleiche ich nur noch das Bild mit dem in der Kabine sitzenden Spieler. Gleichzeitig achte ich darauf, dass die Ausrüstung der Spieler passt, das heißt, dass z.B. Stutzenhalter in derselben Farbe wie die Stutzen sind oder auch kein Schmuck getragen wird, etc. Gleichzeitig ist das eine Möglichkeit die Spieler kennenzulernen und diese auch charakterlich einzuschätzen.

  • Dann laufen wir gemeinsam ein und machen nach dem Handshake die Platzwahl.

 

1. Halbzeit

In den ersten Minuten kann man meist schon sehen, in welche Richtung sich das Spiel entwickelt und welche Linie ich ziehen kann, heißt, ob besser ist viel laufen zu lassen oder doch besser kleinlich zu pfeifen. In dieser Phase versuche ich auch den Kontakt zu den Spielern zu suchen. Es ist besonders wichtig, erstmal viel über Persönlichkeit zu lösen, das heißt auch entsprechend viel zu reden, aber auch mal lautere und energische Ansprachen machen, bevor man zu den Karten greift. Die Persönlichkeit des Schiedsrichters hat einen großen Einfluss darauf, wie die Spieler in den Situationen ticken und inwieweit sich das Spiel entwickelt. Dabei muss man besonders als junger SR aufpassen, dass Spieler einen nicht versuchen zu täuschen, denn besonders da testen Spieler gerne, wie weit sie gehen dürfen oder durch Meckern den SR zu beeinflussen.

 

Man muss aber auch wissen, dass man es niemanden immer Recht machen kann. Häufig kommt von allen Seiten Kritik aufkommen. Sowohl von Spielern, Trainern, als auch von Zuschauern. In dieser Situation muss man dies Ausblenden, ruhig bleiben und ggf. auch mal kontern.

 

 

Halbzeitpause:

Wenn ich zur Halbzeit gepfiffen habe, habe ich 15min Ruhe und Zeit mich in meiner Kabine zu erholen. Ich hole mir meist ein Wasser, setze mich hin und denke über das Geschehene nach. Dabei stelle ich mir meist folgende Fragen: Was war gut bzw. was lief bei mir nicht so gut und was könnte ich besser machen? Wie war der Spielcharakter und wird er in der zweiten Hälfte auch so sein? Auf was muss ich mich einstellen? Auf welche Spieler muss ich nun besonders aufpassen? usw.

 

2. Halbzeit:

In der zweiten Halbzeit versuche ich zunächst die Dinge umzusetzen, die ich mir in der Pause vorgenommen habe, aber trotzdem meiner Linie treu zu bleiben. Gegen Ende kann besonders bei einem knappen Spielstand das Spiel hektischer und emotionaler werden. Dann ist es für mich wichtig, dass ich mich nicht von den Emotionen leiten lasse. Man sollte ruhig und konzentriert bleiben. Besonders hier ist der Umgang mit den Spielern wichtig und das souveräne Auftreten. Gelbe Karten können dann auch ein gutes Werkzeug sein, um zu zeigen, wie weit Spieler gehen dürfen. Auch sollte man sich darauf einstellen, dass in dieser Phase viel Kritik gegenüber der eigenen Person aufkommt, die meist auch lautstark vermittelt wird. Diese darf man nicht an sich heranlassen.

 

Spielende:

Nach dem Schlusspfiff bleibe ich noch einen Moment stehen, verabschiede mich von den Spielern, die auf mich zukommen und mache mich dann auf den Weg zum Computer, wo ich den Spielbericht ausfülle. Anschließend lasse ich von jeder Mannschaft einen Vertreter drüber schauen. Schließlich hole ich mir noch meine Spesen ab und gehe dann in meine Kabine zum Duschen. In dieser Phase fällt die Konzentration ab und man entspannt sich immer mehr.

 

Nachdem ich mich umgezogen habe, kommt es oft vor, dass man noch ein paar Gespräche führt mit Zuschauern, Spielern oder Trainern. Dabei diskutiert man über Spielszenen, aber das in einer ruhigen Art und Weise. Häufig kommt es dann auch vor, dass sich Spieler entschuldigen, weil sie gemeckert haben, ich nehme die Entschuldigung dann gerne an, aber ich finde das dies nicht nötig ist, da nun mal Emotionen auf dem Platz dazu gehören und ich an deren Stelle nicht anders wäre. Der Umgang ist auf beiden Seiten sehr freundlich und es ist schön, wenn man nach dem Spiel auf ein Bier o.ä. eingeladen wird ;-)

 

Besondere Highlights in meiner Laufbahn:

  • Assistent beim C-Jugend Spiel Schalke 04 vs Borussia Dortmund
  • Nach dem D-Mädchen Pokalfinale in Schöppingen wurde ich mit meinen Assistenten auf deren Saisonabschluss eingeladen und wir durften uns mit kalten Getränken und Grillfleisch stärken.
  • Jedes Spiel, wo ich als Assistent mit unterwegs bin, ist für mich besonders, weil ich dann nicht alleine bin und nette Kollegen kennenlernen darf. Solche Spiele sind auch deshalb besonders, weil man dann immer was erlebt. Sei es ein Spiel in der Landesliga oder ein Pokal- bzw. Relegationsspiel, jedes dieser Spiele hat einen besonderen Reiz.
  • Wir Schiedsrichter sind eine tolle Gemeinschaft und ein tolles Team und ich konnte viele neue Freunde gewinnen, mit denen man ab und zu auch mal einen über den Durst trinken kann ;-)
  • Durfte im Herbst 2016 den Kreis beim Jungschiedsrichterlehrgang in Kaiserau vertreten.
  • Jungschiedsrichter des Jahres in der Saison 2015/16
  • Mitglied im Leistungskader des Kreises Ahaus/Coesfeld

 

Qualifikation:

  • Erste Einsätze in der Herren Kreisliga A
  • Assistent bis zur Herren Westfalenliga

Heute beim SuS Legden

Samstag

Wann

Wo

Was

Wer

9.00

Kleinsporthalle Kinder-Yoga - Jungen/Mädchen 1.+2. Schuljahr Nadine Laabs

10.00

Kleinsporthalle
Body-Fit - Kraftausdauertraining für Männer und Frauen

Lena Büttelbrock

Daneben kein weiteres SuS-Kursangebot

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